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Psychologie wird eine Konsequenz präziser als
Kontin-
genz
bezeichnet. In objektiven Skinner’schen Begriffen
definiert, tritt positive Verstärkung dann auf, wenn die
Verhaltenskonsequenzen, die der Situation nach der
Reaktion
hinzugefügt
werden, die Wahrscheinlichkeit
des Wiederauftretens dieser Reaktion unter ähnlichen
Umständen steigern. In der Alltagssprache entspricht
dieser Typ Verstärkung einer
Belohnung
. Er enthält eine
positive Kontingenz.
Negative Verstärkung
ist in einer Situation gegeben,
in der die Reaktion zur Beseitigung oder Verhinderung
eines – in Thorndikes Worten – „unerfreulichen“ Zu-
stands führt. Sie ist dann gegeben, wenn aufgrund der
Wegnahme
einer einzigen Komponente der Situation
die Wahrscheinlichkeit ansteigt, dass diese Reaktion
wieder gezeigt wird. In der Alltagssprache entspricht
negative Verstärkung einer
Entlastung
. Sie enthält die
Beseitigung einer
negativen
Kontingenz.
Man beachte, dass die Wirkung sowohl positiver
als auch negativer Verstärkung in einem
Anstieg
der
Wahrscheinlichkeit der Reaktion besteht. Man beach-
te weiterhin, dass die Wirkung des Ereignisses – nicht
die Eigenschaften des Stimulus [Reiz, Verf.] selbst – die
verstärkende Wirkung determiniert.
Bestrafung
Wie Verstärkung wird
Bestrafung
ebenfalls über ihre
Auswirkungen definiert. In diesem Fall besteht die Aus-
wirkung jedoch nicht in einer Stärkung des Verhaltens
(wie bei negativer und positiver Verstärkung) sondern
in seiner Unterdrückung.
Sowie es zwei Typen von Verstärkern gibt – positive
(Belohnung) und negative (Entlastung) – gibt es auch
zwei Typen der Bestrafung, wobei jede das Gegenteil
eines Verstärkertyps bildet. Eine Art der Bestrafung be-
steht darin, eine positive Kontingenz zu entfernen (Be-
strafung Typ II = Entzugsbestrafung), die andere besteht
darin, eine negative Kontingenz auf ein Verhalten folgen
zu lassen – diese Form entspricht mehr dem, was man
im Alltag unter Bestrafung versteht (Bestrafung Typ I =
Präsentationsbestrafung).
Bestrafung vs. negative Verstärkung
Bestrafung und negative Verstärkung werden oft ver-
wechselt, weil beide aversive (negative) Konsequenzen
enthalten, sie sind aber tatsächlich sehr unterschiedlich.
Negative Verstärkung ist eine Prozedur, die die Wahr-
scheinlichkeit eines Verhaltens
steigert
, Bestrafung tut
das nicht. Dementsprechend kommt es bei negativer
Verstärkung normalerweise zur Beendigung eines Er-
eignisses, das als aversiv angesehen wurde (die Beendi-
gung einer negativen Kontingenz); bei Bestrafung wird
dagegen eine negative Kontingenz eingeführt oder eine
positive (appetitive) Kontingenz beendet.
Primäre und sekundäre Verstärker
Zusätzlich zur Unterscheidung zwischen positiver und
negativer Verstärkung differenzierte Skinner auch zwi-
schen primären und sekundären Verstärkern. Primäre
Verstärker sind Ereignisse, die verstärkend wirken, ohne
dass zuvor Lernen stattgefunden hat. Beispiele für
pri-
märe Verstärker
sind Nahrung, Wasser und Sex – sie
alle befriedigen nicht erlernte Grundbedürfnisse (Pri-
märbedürfnisse).
Sekundäre Verstärker
sind Ereignisse, die ursprüng-
lich nicht verstärkend wirken, aber durch Paarung mit
anderen Verstärkern eine verstärkende Wirkung ent-
wickeln. Das Licht in der Skinnerbox wird zuweilen als
sekundärer Verstärker verwendet. Wenn über eine Reihe
von Durchgängen jedesmal das Licht angeschaltet wird,
wenn das Tier gefüttert wird (einen primären Verstärker
erhält), wird das Tier mit der Zeit reagieren, sobald das
Licht angeht. Wenn dies geschieht, hat das Licht die
Eigenschaft eines sekundären Verstärkers entwickelt.
Der Ausdruck
generalisierter Verstärker
wird
manchmal verwendet, um einen erlernten Verstärker
zu beschreiben, der eine ganze Bandbreite von Verhal-
tensweisen verstärken kann. Generalisierte Verstärker
für Menschen sind z. B. Geld, Prestige, Macht, Ruhm,
Stärke, Intelligenz und viele andere kulturell anerkannte
Kontingenzen. Diese Verstärker haben großen Einfluss
auf die Lenkung menschlichen Verhaltens.
Sachtext
Man kann einen Sachtext auch dadurch aufschlüsseln, dass man die leitenden Sachbe-
griffe (Fachbegriffe), die den Wortschatz eines Textes bilden, in einer Liste sammelt,
alphabetisch ordnet und inhaltlich erläutert. So kann man bei der Analyse des Textes
immer wieder auf dieses Glossar zurückgreifen und einerseits die inhaltlichen Erläute-
rungen überprüfen und andererseits den Text besser verstehen.
Aus: Lefrançois, Guy R.: Psychologie des Lernens. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage, Heidelberg 2006, S. 91 und S. 94–97.
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Über Lernprozesse in Erziehungssituationen