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Zu Ihrer Lösung gehört auch eine quellenkritische Einleitung.
Streichen Sie im folgenden Text alle Informationen und Angaben,
die nicht Teil der quellenkritischen Einleitung sind.
In der schönen vorliegenden Textquelle „Wohnungselend einer städti-
schen Arbeiterfamilie“ beschreibt Alfred Südekum, ein sozialdemokrati-
scher Reichstagsabgeordneter, anschaulich Mitte der 1890er-Jahre, die
eine spannende Zeit waren, die furchtbaren und elendigen Wohn- und
Lebensverhältnisse in einer absolut schrecklichen Berliner Armenwohnung.
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In der nachfolgenden Tabelle ist der Text bereits in Sinnabschnitte aufgeteilt.
Geben Sie jedem Abschnitt mithilfe der Vorschläge aus dem Wortspeicher
einen passenden Oberbegriff.
Miete – Einrichtung – Familienkonstellation – Verzweiflung – Umgebung –
Atmosphäre – Lebensbedingungen – Schlafsituation
Wohnungselend einer städtischen Arbeiterfamilie
Ein heißer, schwüler Augustnachmittag. Wir kamen in einer der Querstra-
ßen, die von der Müllerstraße nach der Reinickendorfer Straße gehen, in ein
menschenreiches Massenmietshaus, eines von jenen, in denen die wirkliche
Armut ihr Quartier aufgeschlagen hat. Dort hatte der Arzt im dritten Stock
des Quergebäudes eine kranke Frau zu besuchen. […]
Die stagnierende Luft des engen Hofes lag bleischwer auf dem unsauberen
Pflaster, die Wände des Hauses strömten eine brütende Hitze aus, nachdem
schon tagelang die Sonne ihre Glutpfeile unbarmherzig auf die Stein- und
Asphaltwüste der staubigen Großstadt herniedergesandt hatte. Ein Gefühl
der Beklemmung legte sich mir auf die Brust, als wir durch die enge Tür zum
Treppenhaus traten und die Stiegen emporklommen. […]
Auf jeden Treppenpodest gingen drei Türen, die meisten mit mehreren Schil-
dern oder Karten behängt. In diesem Quergebäude gab es fast nur zweiräumige
Wohnungen aus Stube und Küche bestehend. Viele Mieter teilten ihre Räume
noch mit Schlafburschen oder Logiermädchen.
Die Patientin meines Freundes, die Frau eines Gelegenheitsarbeiters, hatte der
furchtbaren Hitze wegen die Tür der Küche, in der sie lag, und die Tür nach
dem Treppenhause hin aufgelassen. Sie ruhte auf einem jammervollen Bett,
das eigentlich nur aus einem Haufen zerrissenen Zeuges auf einer karrenden,
buckligen Matratze bestand. […] Nur weniger ärmlicher Hausrat fand sich in
dem unwohnlichen Raum.
Außer der Frau und ihrem Mann lebten in dieser Küche noch drei Kinder,
von denen das älteste, ein Mädchen, 14 Jahre, die beiden Knaben etwa 7
und 4 Jahre alt waren. […]
In der jetzigen Wohnung hausten sie schon über sechs Monate, das sog.
„Zimmer“ war abvermietet worden; die Küche kostete ihnen [sic] danach
noch ungefähr 8–9 Mark im Monat.
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ÜBUNGSMÖGLICHKEITEN